Abstract:

Anthroposophie beruht wie jede nichtobjektivistische Psychologie auf der Selbsterkenntnis des erkennenden Menschen. Es ist keine Erkenntnisentwicklung ohne Selbstentwicklung des Erkennenden möglich; umgekehrt setzt die geistige Selbstaktivierung des erkennenden Subjekts einen Erkenntnisfortschritt im Objektbereich voraus. Aus einer solchen Beziehung von Subjekt und Objekt ergibt sich ein neuer Wissenschaftsbegriff, der die existentiellen und geistigen Grenzerfahrungen des Forschers impliziert. Die wissenschaftshistorische Methode des „Begriffsrealismus“ wird im „Heilpädagogischen Kurs“ Rudolf Steiners als Zugang zu der individuellen leibschaffenden Kraft des Denkens weiterentwickelt. Damit befreit sich das Bilden von Begriffszusammenhängen (also auch das wissenschaftliche Denken) aus der Abstraktheit; Begriff und Wirklichkeit verbinden sich in den individuellen Erkenntnisbemühungen. Die Beziehungen von psychischer und physischer Existenz werden in neuer Weise verständlich.