Abstract:

Die Einbeziehung der Todesschwelle gehörte für nahezu 2500 Jahre zu den Ausgangspunkten der wissenschaftlichen Psychologie. Entsprechende Andeutungen des Aristoteles in seinen „Büchern über die Seele“ wirkten bis in die wissenschaftliche Psychologie des 19. Jahrhunderts hinein. Verbunden war mit dieser Perspektive ein Begriff des leibschaffenden Denkens, die Rudolf Steiner in seinem „Heilpädagogischen Kurs“ indirekt aufgreift. Eine so begründete Anthroposophie und Anthropologie führen auf ein differenziertes Verständnis des Wahrnehmungsprozesses. Subjekt und Objekt werden so aufeinander bezogen, dass sich die menschliche Individualität nicht mehr im eigenen Ich isoliert. Ein Begriff des peripheren Ich kann die Welt enthalten, mit der sich der individuelle Mensch verbindet. In einer solchen Perspektive kann der Nervenprozess im Menschen als eine Repräsentanz der Welt im Menschen verstanden werden. Es zeigt sich, dass ein „erfülltes“ Erleben des äußeren Raumes ein „erfülltes“, mit der Umgebung verbundenes Innenerleben des Ich voraussetzt. Die „Tiefe“ des Raumes geht verloren, wenn der seelische Innenraum leer wird. Eine Wissenschaft, die auf solchen menschenkundlichen Grundlagen aufbaut, kann nicht einfach Gegenstände „an sich“ betrachten, sondern müsste die Entwicklung des Gegenstandsbereichs durch den Menschen einbeziehen.